Stadt und Kirchengeschichte

Aus der Chronik

Um 1000
In der Kaufmannssiedlung vor der Domburg wird im Schnittpunkt der Marktstraße mit der kölnischen Heerstraße eine kleine Kirche gebaut, die dem Bischof Lambert geweiht wird, dessen Verehrung seit der Grundsteinlegung des Lambertusdomes in Lüttich im Jahre 965 große Verbreitung fand.

Ende des 11. Jahrhunderts
Vermutlicher Bau einer zweiten Kirche (erste Steinkirche?)

1121
Eroberung und Zerstörung Münsters durch Lothar von Supplinburg. Vermutliche Vernichtung der zweiten Lamberti-Kirche.

Um 1150
Fertigstellung der dritten Lamberti-Kirche. Dieser Bau war ein einschiffiger, gewölbter, romanischer Saalbau. Vermutlich wurden damals der Kirche Pfarrrechte verliehen.

1189
Erste urkundliche Erwähnung der Lambertipfarre und ihres Pfarrers Ernestus. Da die Lambertipfarre schon zu groß geworden ist und vor allem der Friedhof an der Kirche nicht mehr ausreicht, wird das Pfarrgebiet aufgeteilt. Die Pfarren St. Ludgeri, St. Aegidii und St. Martini werden neu errichtet.

1270
Pfarrer Richard von St. Lamberti erwirbt in den Baumbergen einen Steinbruch für die Kirche. Der Preis: Sechs Ellen Stoff für die Frau des bisherigen Besitzers. Vermutlich beginnt man damals mit dem Bau der vierten Kirche, einer dreischiffigen gotischen Halle mit eigenwillig gestaltetem Chorraum.

1330
Pfarrer Bernhard Mönnick gründet die Katharinenbruderschaft an St. Lamberti, die noch heute besteht. St. Katharina ist die zweite Pfarrpatronin.

1375
Am 22. Juli wird der Grundstein der heutigen (fünften) Kirche gelegt. Die gotische Hallenkirche war etwa 1440 vollendet.

1380
Gotische Madonna vom Nordportal der Kirche, die jetzt am Pfeiler zwischen den beiden Chorräumen der Kirche Aufstellung gefunden hat. Sie ist das älteste in unserer Kirche erhaltene Kunstwerk.

Geistliche Kirchenführung

Das Stadtbild
Die Innenstadt von Münster ist geprägt von zahlreichen historischen Gebäuden, so dass man gern hier lebt oder Gast sein möchte. Herausragend sind die vielen alten Kirchen, die ein Zeichen des Glaubens an den einen Gott sind. Vor hunderten von Jahren erbaut, sind sie bis heute Orte, an denen Gott verehrt wird und sich die Gläubigen – vor allem an Sonntagen – versammeln.

Geschichte:
Bischof und Dom

Schon die Anfänge der Stadt verdanken sich dem Christentum, dessen Spuren zurückreichen in das Jahr 805, als der große Missionar Ludgerus Bischof von Münster wurde und im heutigen Stadtzentrum den Dom erbaute. Dieser Dom wurde immer wieder erweitert und erneuert, erkennbar an unterschiedlichen Baustilen. In der Nähe des Domes wohnt der gegenwärtige Bischof, der das Oberhaupt von etwa 2 Millionen katholischen Christen ist. Diese wohnen nicht nur in der unmittelbaren Umgebung von Münster, sondern in einem Gebiet, das von der Nordsee bis an den Rand des Ruhrgebietes reicht, ja sogar noch auf der linken Rheinseite liegt und an das Nachbarland Holland grenzt.

Historische Kirchen
Nicht nur der Dom ist ein Anziehungspunkt in Münster, auch die anderen Kirchen: die Stadt- und Marktkirche St. Lamberti am Prinzipalmarkt, die Martini-Kirche am Stadttheater; die sog. Überwasserkirche unterhalb der Westtürme des Domes; die Ludgeri-Kirche am Ende der Ludgeristraße; die benachbarte Aegidii-Kirche; die Servatii-Kirche hinter dem Erbdrostenhof, der an der Salzstraße liegt; und die evangelische Apostelkirche.

Die Lamberti-Kirche
Vor allem die Lamberti-Kirche, in der täglich Gottesdienste gefeiert werden, wird von vielen Gästen aufgesucht. Denn der hohe Turm weckt
– wie ein ausgestreckter Finger – nicht nur Aufmerksamkeit, sondern ist auch eine Einladung, sich dem einen Gott zuzuwenden, der unseren Alltag und diese Welt unendlich überragt. Der Anblick des Turmes in seiner einzigartig schön gestalteten Architektur will das Herz des Besuchers anrühren, so dass er weiß: „Gott ist für mich der Größte“.

Eingangstür und „Wurzel Jesse“
Die Lamberti-Kirche betritt man in der Regel vom Prinzipalmarkt aus, dessen Straßenführung in der Lamberti-Kirche geradezu ihr Ziel hat. Über der Eingangstür, dem Portal, wurde eine kunstvolle Steinmetzarbeit angebracht. Sie zeigt die sog. „Wurzel Jesse“, die in der Geschlechterabfolge – im Alten Testament der Bibel berichtet – ihren Ursprung hat und als kostbare Frucht den verheißenen Erlöser offenbart: Jesus auf dem Schoß Marias.

Der Glaube der Christen
Und das ist der Glaube der Christen: Gott liebt die Menschen so sehr, dass er in Jesus ein Mensch wurde, um uns ganz nahe zu sein und alles mit uns zu teilen, sogar den Tod. Aber nur weil Jesus nach seinem Sterben am Kreuz auferweckt wurde, gehören wir Menschen als seine Brüder und Schwestern durch den Glauben zu ihm. Nach unserem Sterben vollendet er uns in der Herrlichkeit des Himmels und an seiner Seite für immer. Das ist der Grund aller Hoffnung der Christen, und darum dürfen sie voll Freude in das Gotteshaus der Kirche eintreten.

Der Kirchenraum
Das Innere der Lamberti-Kirche ist überwältigend schön. Die hochragenden Säulen tragen das kunstvoll gestaltete Gewölbe – ein Abbild des Himmels. Da das mittlere Schiff und die beiden Seitenschiffe gleich hoch sind, nennt man den Raum „Gotische Hallenkirche“. Die zahlreichen Fenster lassen am Tag das Licht hereinfluten. Darum wird es dem Besucher „leicht um das Herz“, so dass es ihn – wenn er glaubt – zum Beten drängt. Nicht wenige Menschen suchen die Stille und Weite des Raumes auf, setzen sich oder knien in den Bänken und finden im Getriebe des Alltags hier ihre Ruhe, wenn sie ihr Leben Gott hinhalten und in seiner unsichtbaren Gegenwart verweilen. Sie wissen dann: Gott schaut mich in seiner Liebe voller Sehnsucht an und will mein Innerstes mit sich selbst reich machen.

Die farbigen Kirchenfenster
Die farblich und als Bilder gestalteten 3 Fenster in der Achse des Hochchores zeigen in der Mitte den gekreuzigten Jesus Christus. Unter dem Kreuz stehen Maria und der Evangelist Johannes, der in der Bibel des Neuen Testamentes das kostbare Johannes-Evangelium geschrieben hat. Er hat die Worte Jesu festgehalten: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“. Und: „Wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“. Denn das Kreuz lässt den, der glaubt, erkennen: Gott ist die Liebe. Und in seiner Liebe rettet er uns, obwohl wir Sünder und endliche, sterbliche Menschen sind. – Das linke Fenster erinnert an die Auferstehung Jesu zu Ostern. Das rechte Fenster erinnert an die Himmelfahrt Jesu, der in die unsichtbare Herrlichkeit des himmlischen Vaters heimgekehrt ist und den Menschen – überall auf der Erde – nun noch näher gekommen ist, da er in der Kraft seines Geistes in das menschliche Herz kommen will.

Der Altar
Ebenfalls in der Achse der Kirche steht am Übergang des Hochchores der steinerne Altar. Dorthin werden im Gottesdienst die Gaben von Brot und Wein gebracht, über die der Priester die Worte Jesu aus dem letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern spricht: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“. „Das ist mein Blut zur Vergebung der Sünden“. Wenn die Gläubigen diese Gaben empfangen, kommt Jesus Christus mit seiner ganzen Liebe und Hingabe zu den Gläubigen, um mit ihnen eins zu werden, aber auch, um sie miteinander eins zu machen. So werden sie zur Gemeinschaft der Kirche.

„Ambo“ – Lesepult: Ort der Verkündigung des Evangeliums und der
Predigt
Links neben dem Altar steht das Lesepult, der „Ambo“. Von dort aus werden zwei bzw. drei Textstellen aus der Bibel vorgelesen, vor allem das „Evangelium“. Dabei spricht Gott (in Jesus) sein Wort zu den Hörern. Nur so kann man zum Glauben kommen. Wie viele Mosaiksteine sich zu einem Bild zusammenfügen, so fügen sich die vielen und immer neu gehörten Worte für den gläubigen Hörer immer mehr zusammen, so dass er mehr und mehr versteht, was Gott ihm sagen will. – Der Prediger erklärt nach der Verlesung der Bibeltexte das Gehörte und baut die Brücke zum Alltag, damit der Glaube dort gelebt werden kann. – In  Gesängen antworten die Versammelten mit Dank für die Worte aus der Bibel, die sie die „Heilige Schrift“ nennen und die als kostbares Buch gestaltet ist.

Die Kanzel
Am zweiten Pfeiler auf der linken Seite des Kirchenraumes steht die sogenannte „Kanzel“, versehen mit einem Schalldeckel. Hier wurde früher die Predigt gehalten, als es noch keine Mikrophonanlagen gab. Von hier aus hat auch der bekannte Bischof von Galen öffentlich gesprochen, als er während der nationalsozialistischen Zeit die Vernichtung der geistig und körperlich Behinderten unter Hitler verurteilt hat. Sein Bronzebild hängt auf der Außenwand der Kirche zur Südseite hin.

Der Taufbrunnen
Auf der dem Altar gegenüberliegenden Seite zum Westwerk hin steht unter der Orgel der Taufbrunnen. Hier werden alle mit Wasser getauft, die zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind, und damit in seine Gemeinschaft und die der Kirche eintreten. Man kann nur einmal getauft werden. Bei der Kindertaufe übernehmen die Eltern und Paten stellvertretend das Taufbekenntnis. (Wenn die Kinder etwa 10 Jahre alt sind, bekennen sie selbst und öffentlich vor der Gemeinde den Glauben.)

Beichtzimmer
In den äußersten Ecken im hinteren Teil der Kirche stehen „Beichtzimmer“. Denn auch als getaufter Christ lebt man nicht immer nach dem Willen Gottes und den Weisungen der Bibel. So wird man ein Sünder. Die Sünden aber kann man (anonym hinter einem Gitter oder im Gespräch mit dem Priester) bekennen. Der Priester darf das Erbarmen der Liebe Gottes weiterschenken und im Namen Gottes die Sünden vergeben. Dann kann der Christ wieder mit Freude sein Leben neu beginnen. Aber für die Beichte ist eine aufrichtige Reue und Umkehrbereitschaft erforderlich.

Tabernakel und „Privataudienz“
Im vorderen Teil der Kirche gibt es am Ende des rechten Seitenschiffs einen kleinen Raum. Dort brennt in einer Ampel ein rotes Licht. Es hat seinen Platz über dem „Tabernakel“, einem in Gold gefassten kleinen Häuschen, einem Tresor, in dem die Gaben des Brotes aufbewahrt werden, in dem Jesus den Menschen nahe bleiben will. Die Beter kommen an diesen Ort, um in einer „Privataudienz“ ihr Herz Jesus zu schenken, ihre Sorgen zu sagen, aber auch Jesus anzubeten, weil er – so glauben katholische Christen – „wahrer Gott“ ist.

Figuren der Heiligen
Die Figuren an den Wänden der Kirche zeigen die heiligen 12 Apostel, die als erste den Glauben an Jesus Christus angenommen und ihn verkündet haben und schließlich für ihren Herrn gestorben sind. In der Achse des Hochchores sind zunächst Maria und die hl. Katharina zu sehen. An der vorderen Säule, am Übergang zum Kirchenschiff ist Maria mit Jesus als Kind auf Augenhöhe zu sehen, so dass es leichter ist, mit ihr betend ins Gespräch zu kommen.

Bild des hl. Lambertus
In der Seitenkapelle sind die sog. „lateinischen Kirchenväter“ zu sehen, Heilige, die uns erkennen lassen, dass das Christentum nicht eine bloße Lehre ist, sondern so gelebt werden kann, dass ein Getaufter Jesus Christus immer ähnlicher wird. Dann kann man an seinem Leben ablesen, wie man zu Jesus Christus findet. Das gilt auch von dem großen Bild an der rechten Außenwand, an dem der Namensgeber der Kirche, der hl. Lambertus, dargestellt ist, der betend sein Leben für Jesus hingegeben hat.

Die Orgel
Die Orgel schwebt leicht wie ein Vogelnest am Ende des Westwerkes im Kirchenraum. Die Klangmöglichkeiten der Orgel sind so reichhaltig, dass diese zu den berühmtesten Instrumenten in der Stadt zählt. Mit ihrer Musik will sie Glanz in den Gottesdienst bringen, da Gott nicht nur mit dem menschlichen Herzen gelobt werden kann, sondern auch mit all den Klängen, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat. Vor allem unterstützt die Orgel den Gesang der Gemeinde.

Kreuzigungsgruppe
Ein einzigartiges und farblich gefasstes Skulpturenbild aus Sandstein zeigt beim Betreten und Verlassen der Kirche die Kreuzigungsszene, so dass der Christ weiß, zu wem er gehört und wo sein Platz ist. Denn Jesus ist am Kreuz für uns gestorben, weil Gott die Liebe ist. Darum auch muss der Christ in Liebe für andere Menschen da sein.

Die Glocken im Turm der Kirche
Die 9 Glocken im Turm schließlich möchten weithin hörbar machen, dass jeder, der glaubt, allen Grund zur Freude hat. Denn Jesus, der Herr, ist auferstanden und jeder Getaufte mit ihm.

Taufwasser
Daran soll beim Verlassen der Kirche auch das Tauf-Wasser erinnern, mit dem man die Finger benetzt, um sich dann mit dem Kreuzzeichen bewusst zu machen: Ich gehöre mit all meinen Kräften zu Jesus Christus.

Präsenzdienst und Auskünfte
Sollten Sie Fragen haben, dürfen Sie sich auch an die Frauen bzw. Männer wenden, die als Kirchenführer (Präsenzdienst) erkennbar sind und gern Auskunft geben.