Das Portal „Wurzel Jesse“
An der Südseite der Kirche zum Prinzipalmarkt hin lädt das repräsentativste Portal mit dem Hochrelief der „Wurzel Jesse“ zum Aufsuchen der Kirche ein. Das Thema der bildlichen Darstellung des Stammbaums Jesu reicht zurück bis in die Zeit Davids. Seinem am Boden schlafenden Vater Isai (oder: Jesse) entspringen die nachfolgenden Träger der Verheißung, die mit dem Königtum Davids verknüpft ist und auf den vollkommenen König, der für die Heilszeit erwartet wird, vorausweist. Dieser thront nun als aufgipfelnde Frucht des Stammbaumes und als göttliches Kind auf dem Schoß Marias, gesandt aus der Herrlichkeit des himmlischen Vaters, umgeben von Engeln, die anbetend vor dem gekommenen Messias knien. Jesus wird in der Bibel oft als Sohn Davids bezeichnet, da sein Pflegevater Josef in der Ahnenreihe Davids steht und so die rechtlich bedeutsame Beziehung zum Verheißungsträger sichert. Damit tritt Jesus als der menschgewordene Gottessohn – ohne selbst Sünder zu sein – in eine vom Glauben geprägte, aber auch von Schuld belastete Verwandtschaft ein. Auf ähnliche Weise reiht sich Jesus in die Schar der vielen ein, die sich bei der Taufe des Johannes im Jordan zu ihrer Sünde bekennen und die Umkehrtaufe empfangen. So spannt sich der Bogen der Erlösungstat Jesu zur Vergebung aller Sünden, die er als der Sündenlose auf sich nimmt, schließlich bis zum Kreuz. Das „Wurzel Jesse“ – Portal aber deutet bereits das ganze Programm der Sendung Jesu an: alle Menschen zu erlösen, d.h. sie von den Mächten der Sünde und des Todes zu befreien. Das Hochrelief ist eine Ende des 20. Jahrhunderts angefertigte Kopie des Originals aus dem Hochmittelalter. Das Original aus Baumberger Sandstein war weitgehend verwittert.
Das Westportal
Der im Mittelalter errichtete Lamberti-Kirchturm war im 19. Jahrhundert so labil geworden, dass er einzustürzen drohte. Der zielstrebige Pfarrer Hermann Kappen ließ unter der Leitung des Baumeisters Hilger Hertel einen neuen Turm errichten. Dieser im Stil der Hochgotik und nach dem Vorbild des Freiburger Münsters gebaute Turm fügt sich geradezu vollkommen in das Gesamtkonzept des Bauwerks ein und bildet mit ihm eine Einheit. Das in den Turm eingelassene Doppelportal stammt aus dieser Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das Doppelportal wird in der Mitte bestimmend zusammengehalten durch Jesus, der als der gute Hirt sich der Welt offenbart: „Ego sum ostium“ („Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“. Joh 10,9). In den Seitengewänden ist die Figur Jesu von den 4 Evangelisten und einigen Kirchenlehrern (Alfons von Ligouri, Thomas von Aquin, Augustinus, Hieronymus, Gregor der Große, Karl Borromäus) umgeben, die seine Sendung bezeugen und erschließen. Da Pfarrer Hermann Kappen ein Verehrer der deutschen Dichterfürsten war, trägt der Evangelist Lukas das Porträt Goethes und der Evangelist Johannes das Porträt Schillers. Die Mosaikbilder im Tympanon zeigen (rechts) die Berufung des Petrus durch den Auferstandenen, der nach der Liebe des Apostels fragend ihm den Auftrag gibt „Weide meine Schafe!“ (Joh 21, 16 und 17), und (links) die Hingabe des Herrn an die Apostel Petrus und Johannes in der Gabe der Eucharistie. (Auch bei der hl. Messe ist der Auferstandene der wahre Spender dieser Gabe. Der Priester handelt nur stellvertretend in der Person Jesu Christi.) Da das Westportal direkt auf das Pflaster des Prinzipalmarktes führt, wird es nur ganz selten für die Kirchenbesucher geöffnet.
Das Marienportal
Der Platz vor dem Marienportal trägt den Namen „Drubbel“. Hier standen früher viele kleine Häuser sehr eng zusammen oder wie der Westfale sagt: Es war alles sehr „gedrubbelt“. Vom Drubbel aus führen an der Nordseite der Lamberti Kirche fünf Stufen zum Marienportal hinauf. Dieses hat sein Aussehen aus dem 15. Jh. fasst vollständig bewahrt. Über der Tür bildet ein zartes spätgotisches Blendwerk den Hintergrund für eine schon von weitem sichtbare Madonna mit dem göttlichen Kind. Die Originalfigur lädt heute am rechten Chorpfeiler im Inneren der Kirche zum Betrachten und zum Gebet ein. Dem Besucher / der Besucherin zeigt Maria schon am Eingang der Kirche um wen es hier geht, um Christus unseren Erlöser. Er steht im Mittelpunkt. Maria wurde in der Geschichte immer als Urbild der Kirche verstanden. Wenn sie uns Christus zeigt, handelt sie so, wie die Kirche immer handeln soll.
Das kleine Lambertiportal
Eher unauffällig liegt das kleine Lambertiportal neben dem Eingang zur angebauten Sakristei – an der südlichen Chorseite der Kirche. Das Bildprogramm in der Gestaltung des Portals ergibt sich aus seiner zentralen Aussage: „Jesus Christus in seiner Passion als göttlicher Erlöser“ (Steinmetzarbeit um 1910) bekannt von Johannes d. Täufer (Joh 1,36), bezeugt von Johannes d. Evangelisten (Joh 20,31), geglaubt von der Kirche (linke Frauengestalt „Ecclesia“), abgelehnt von den Juden (rechte Frauengestalt „Synagoga“). Die Juden warten weiter auf den Messias (Micha 5,3f). Christen und Juden aber stehen gemeinsam auf dem Fundament der Treue Gottes und seiner Verheißungen. Darum erkennen Christen: Die Juden sind „ Gottes Lieblinge“ (2. Vat. Konzil) und unsere „älteren Geschwister“. Mehr noch: Weil Jesus, der Herr, den „Sinn der Schrift“ (Lk 24,32) aufgedeckt hat, können Christen ohne das Alte Testament weder die eine Bibel noch ihren Herrn verstehen. Und: Sie hoffen auf die endzeitliche Versöhnung des einen getrennten Gottesvolkes. Die Darstellung der „Synagoga“ am kleinen Lamberti-Portal wird oftmals als anstößig empfunden. Denn die verbundenen Augen schreiben ihr eine Blindheit zu, da gläubige Juden im „leidenden Gottesknecht“ (Jes 52,13-53,12) nicht den erwarteten Messias zu erkennen vermögen. Aber auch wenn die Juden deshalb das Evangelium nicht annehmen können, bleiben sie Träger der göttlichen Verheißungen. Wollten Christen dies nicht anerkennen, wären sie mit Blindheit geschlagen. Mehr noch: Sie würden die Treuezusage Gottes, die dem Volk Abrahams gilt, missachten. Jede Form des Antijudaismus widerspricht darum dem Geist Christi und dem Selbstverständnis der Kirche. Die Gestaltung des kleinen Lamberti-Portals aber ist eine ständige Herausforderung für Christen, auf dem gottgewollten Weg zu gehen und die gläubigen Juden als die „älteren Geschwister“ zu erkennen und anzunehmen. Das schließt die Notwendigkeit ein, dass Juden und Christen gemeinsam eintreten für die Anerkennung Gottes in der Welt und für die Achtung der Würde eines jeden Menschen und seiner göttlichen Berufung zur Hoffnung.
Das Brautportal
Die Brautpforte wurde lange Zeit von Brautpaaren benutzt, um am Tag ihrer Trauung den neuen gemeinsamen Weg auf besondere Weise erlebbar werden zu lassen. Bis 1922 war sie die mittlere Tür an der Südseite der Kirche, ehe sie bleibend verschlossen wurde. Das Relief über der Pforte, dessen Original in der heutigen Sakramentskapelle zu finden ist, zeigt die Geburt Christi. Diese ist umgeben von Maria und Josef und anbetenden Engeln. Dass Gott Mensch wird und in der Armut eines Stalles am Boden liegt: das übersteigt alle Vorstellungskraft und Vernunfteinsicht des Menschen. Der Glaube kann darin die Liebe Gottes erkennen, der unsere Nähe sucht, um uns an sein Herz zu holen (vgl. die Darstellung des himmlischen Vaters über der Szene). Die Geburt des erwarteten Messias aber wurde schon geweissagt von den Propheten, die als Zeugen die Geburtsszene umgeben: Jesaja und Ezechiel, Jeremia und Daniel und weitere Propheten.