Das kleine Lambertiportal
Eher unauffällig liegt das kleine Lambertiportal neben dem Eingang zur angebauten Sakristei – an der südlichen Chorseite der Kirche.
A. Das Bildprogramm
Das Bildprogramm in der Gestaltung des Portals ergibt sich aus seiner zentralen Aussage:
„Jesus Christus in seiner Passion als göttlicher Erlöser“ (Steinmetzarbeit um 1910) bekannt von Johannes d. Täufer (Joh 1,36), bezeugt von Johannes d. Evangelisten (Joh 20,31), geglaubt von der Kirche (linke Frauengestalt „Ecclesia“), abgelehnt von den Juden (rechte Frauengestalt „Synagoga“). Die Juden warten weiter auf den Messias (Micha 5,3f). Christen und Juden aber stehen gemeinsam auf dem Fundament der Treue Gottes und seiner Verheißungen. Darum erkennen Christen: Die Juden sind „ Gottes Lieblinge“ (2. Vat. Konzil) und unsere „älteren Geschwister“. Mehr noch: Weil Jesus, der Herr, den „Sinn der Schrift“ (Lk 24,32) aufgedeckt hat, können Christen ohne das Alte Testament weder die eine Bibel noch ihren Herrn verstehen. Und: Sie hoffen auf die endzeitliche Versöhnung des einen getrennten Gottesvolkes.
B. Fragen zur Gestaltung der „Synagoga“
Die Darstellung der „Synagoga“ am kleinen Lamberti-Portal wird oftmals als anstößig empfunden. Denn die verbundenen Augen schreiben ihr eine Blindheit zu, da gläubige Juden im „leidenden Gottesknecht“ (Jes 52,13-53,12) nicht den erwarteten Messias zu
erkennen vermögen. Aber auch wenn die Juden deshalb das Evangelium nicht annehmen können, bleiben sie Träger der göttlichen Verheißungen. Wollten Christen dies nicht anerkennen, wären sie mit Blindheit geschlagen. Mehr noch: Sie würden die Treuezusage
Gottes, die dem Volk Abrahams gilt, missachten. Jede Form des Antijudaismus widerspricht darum dem Geist Christi und dem Selbstverständnis der Kirche. Die Gestaltung des kleinen Lamberti-Portals aber ist eine ständige Herausforderung für Christen, auf dem gottgewollten Weg zu gehen und die gläubigen Juden als die „älteren Geschwister“ zu erkennen und anzunehmen. Das schließt die Notwendigkeit ein, dass Juden und Christen gemeinsam eintreten für die Anerkennung Gottes in der Welt und für die Achtung der Würde eines jeden Menschen und seiner göttlichen Berufung zur Hoffnung.