Das Westportal

 

Der im Mittelalter errichtete Lamberti-Kirchturm war im 19. Jahrhundert so labil geworden, dass er einzustürzen drohte. Der zielstrebige Pfarrer Hermann Kappen ließ unter der Leitung des Baumeisters Hilger Hertel einen neuen Turm errichten. Dieser im Stil der Hochgotik und nach dem Vorbild des Freiburger Münsters gebaute Turm fügt sich geradezu vollkommen in das Gesamtkonzept des Bauwerks ein und bildet mit ihm eine Einheit. Das in den Turm eingelassene Doppelportal stammt aus dieser Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das Doppelportal wird in der Mitte bestimmend zusammengehalten durch Jesus, der als der gute Hirt sich der Welt offenbart: „Ego sum ostium“ („Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“. Joh 10,9). In den Seitengewänden ist die Figur Jesu von den 4 Evangelisten und einigen Kirchenlehrern (Alfons von Ligouri, Thomas von Aquin, Augustinus, Hieronymus, Gregor der Große, Karl Borromäus) umgeben, die seine Sendung bezeugen und erschließen. Da Pfarrer Hermann Kappen ein Verehrer der deutschen Dichterfürsten war, trägt der Evangelist Lukas das Porträt Goethes und der Evangelist Johannes das Porträt Schillers. Die Mosaikbilder im Tympanon zeigen (rechts) die Berufung des Petrus durch den Auferstandenen, der nach der Liebe des Apostels fragend ihm den Auftrag gibt „Weide meine Schafe!“ (Joh 21, 16 und 17), und (links) die Hingabe des Herrn an die Apostel Petrus und Johannes in der Gabe der Eucharistie. (Auch bei der hl. Messe ist der Auferstandene der wahre Spender dieser Gabe. Der Priester handelt nur stellvertretend in der Person Jesu Christi.) Da das Westportal direkt auf das Pflaster des Prinzipalmarktes führt, wird es nur ganz selten für die Kirchenbesucher geöffnet.