Wie die Himmelsleiter auf die Lambertikirche kommt

Die Himmelsleiter wurde für den Stephansdom in Wien konzipiert. Im Jahr 2021 wurde sie nach dem Entwurf der österreichischen Künstlerin Billi Tanner zum Osterfest angebracht. Der Stephansdom hat jedes Jahr ein größeres modernes Kunstwerk, dass sich ein geistliches oder religiöses Thema vornimmt.
Das Domkapitel bzw. der Dompfarrer Toni Faber wollten für das Jahr 2021 etwas haben, das sich auch im weitersten Sinn mit der Coronapandemie befasste. In der Zeit bot sich ein Kunstwerk an, das auch von außen zu sehen sein würde. Große Menschenansammlungen waren ja schwierig in der Zeit.

Leitern haben Billi Thanner schon immer beschäftigt. Ihr Vater hat auch gezeichnet. Nach den Schulaufgaben war im Hause Thanner also immer noch ein Extrazeichenunterricht auf dem Programm. Sie lernte Katzen, Hunde usw. zu zeichnen. Eine Leiter lässt sich schnell zeichnen. Das wurde ihr irgendwann klar. Also war das irgendwann ein beliebtes Zeichenobjekt – denn danach kann man schneller auf den Spielplatz oder zu Freunden.

Im Herbst 2022 kam die Außenleiter wieder auf den Turm. Sie sollte mit nach Paris. In der Kirche St. Eustache wurde eine weitere Himmelsleiter angebracht.

Wien – Münster – Paris.

Leider ist es nicht dazu gekommen, dass auch außen in Paris die Himmelsleiter angebracht wurde.

Diese Leiter verbindet Frau Thanner mit der Idee der Orientierung an Tugenden. Sie sieht für sich den Ansporn darin, ein immer tugendhafterer Mensch zu werden. Dass das anstrengend sein kann, wie ein Aufstieg auf eine Leiter, liegt nahe. Sie beseelt die Hoffnung, dass immer mehr Menschen, die Tugenden für sich beherzigen.

Sie kennt aber natürlich auch die biblische Erzählung von der Himmelsleiter, auch Jakobsleiter genannt. In dieser Geschichte wird deutlich, dass unser Gott ein entgegenkommender Gott ist.

Im Traum Jakobs sieht er – an einem Tiefpunkt in seinem Leben – dass Gott ihm zuspricht. Er sieht im Traum Engel auf eine Leiter zum Himmel auf und ab gehen. Und hört eine Stimme, die Gottes Weggeleit verspricht. Diese beiden Richtungen – Gott kommt auf die Menschen zu, wir können uns zu ihm hin ausrichten – stecken hinter der Himmelsleiter. In seiner ursprünglichen Darstellung im Stephansdom wie anfangs in der Lambertikirche, beginnt die Himmelleiter über dem Taufbecken: das Leben mit Gott beginnt mit der Taufe. Am Stephansdom noch besser deutlich als in der Lambertikirche, verschwand die Leiter im Gewölbe und kam am Turm außen wieder zum Vorschein – als würde sie im Turm weiter gehen.

Im September 2021 hat die Pastoralreferentin Ursel Schwanekamp bei einem längeren Aufenthalt in Wien die Himmelleiter entdeckt. Zunächst war es der Schein des goldgelben Lichtes in der Nacht, der aus der Taufkapelle des Stephansdoms leuchtete.

Bei der Rückkehr nach Münster schlug sie die Installation der Himmelsleiter an der Lambertikirche vor. Viel Tatkraft, Spenden und Begeisterung führten dazu, dass im September 2022 im Rahmen des Schauraums in Münster die Installation unter Beteiligung sehr vieler Menschen auf dem Prinzipalmarkt eröffnet wurde. In der Kirche fand eine Tanzperformance statt. Jede Tugend wurde von einer Tänzerin oder einem Tänzer verkörpert. Die Himmelsleiter wurde ein sehr beliebtes Kunstwerk . In der Zeit, die noch geprägt war von der Erschütterung des Krieges in der Ukraine und durch den drohenden Energiemangel im Winter 2022-23 fand sie sehr viel Zuspruch. Es gab sehr viele Führungen, Gottesdienste unter der Himmelsleiter.

Die Menschen machten sie sich zu eigen, in dem sie Fotos davon zu Weihnachtskarten umformten, bei Todesanzeigen oder Grußkarten war sie ein beliebtes Motiv. Pfarreien nahmen das Motiv auf, um selber damit in ihren Pfarreien zu arbeiten. Unzählige Fotos wurden von der Himmelsleiter gemacht.
Der Aufenthalt der Leiter wurde wegen der großen Beliebtheit in Münster verlängert.
Ihr Abschied war schließlich geplant für Anfang 2024. Inzwischen hatte die Kaufmannschaft vom Prinzipalmarkt den Wunsch geäußert, den inneren Teil der Leiter in der Lambertikirche zu behalten und hat auch den größten Teil der Kosten dafür bereit gestellt.

Es gab gleich beim Abbau der Himmelsleiter große Wünsche, dass sie wieder zurück kommen möge. Auch Oberbürgermeister Markus Lewe engagierte sich dafür. So kam es nach einem Verständigungsprozess dazu, dass die weithin sichtbare Außenleiter wieder an den Turm kam. Das wäre nicht möglich gewesen ohne zum Teil erhebliche Einzelspenden.

Nun leuchtet sie also wieder.

Und das bis 2028

Sie soll aber zu bestimmten Zeiten auch ausgeschaltet bleiben.
Das gilt für die Fastenzeit und für die Zeit von Pfingsten bis zum Lambertusfest eines jeden Jahres.

 

 

Sie sehen eine Auflistung einiger Tugenden: Achtsamkeit Anstand Ausdauer Bescheidenheit Beständigkeit Dankbarkeit Diskretion Disziplin Ehrlichkeit Freiheitssinn Fleiß Freundlichkeit Geduld Gerechtigkeit Gutherzigkeit Großzügigkeit Hingabe Höflichkeit Klugheit Mitgefühl Mut Offenherzigkeit Respekt Rücksichtnahme Selbstlosigkeit Standhaftigkeit Standhaftigkeit Treue Unvoreingenommenheit Vergebung Weisheit Weltoffenheit Zielstrebigkeit